
Innehalten und Kraft schöpfen
Ja, diesen «Luxus» habe ich mir die letzten drei Monate gegönnt. Nein, ich habe keine Fernreise unternommen und kann von keinen nennenswerten Abenteuern berichten. Ich habe mir für mein Sabbatical drei Ziele gesetzt, an denen ich meine Aktivitäten ausgerichtet habe:
- Zur Ruhe kommen
- Kraft schöpfen
- Fokus überprüfen
Am Schluss meiner Auszeit kann ich sagen, dass ich meine Ziele erreicht habe.
Zur Ruhe kommen
Ich bekomme von meinen KundInnen und Studierenden ja häufig die Rückmeldung, dass meine Ruhe geschätzt wird. Das ist eine schöne Rückmeldung, aber sie entspricht natürlich nicht immer meinem inneren Erleben. Auch ich bin innerlich manchmal getrieben, gehe meinen eigenen Muss-Vorstellungen auf den Leim, obwohl ich sie gedanklich relativieren kann. Die innere Unruhe zeigt sich dann als Gedankenkarussell, das nicht so schnell zu bremsen ist. Und in diesen drei Monaten? Der Gedankenlärm hat mit jeder Woche abgenommen und es gab Zeiten, da war es so still in meinem Kopf, wie ich es nicht für möglich gehalten hätte. Meine Entscheidung, das Sabbatical mit einer langen Wandertour zu starten, hat sich als klug erwiesen. Beim Unterwegs sein in der Natur haben sich die Gedanken wie von selbst geordnet und durften sich an einem guten Ort niederlassen. Mein Körper konnte seinen Rhythmus finden und sich einpendeln im Wechsel zwischen Anstrengung und Entspannung.
Kraft schöpfen
Die letzten Jahre waren in verschiedener Hinsicht sehr kräftezehrend und ich bin überaus dankbar, dass ich mir diese Auszeit einrichten konnte.
«Wissen Sie denn, wie Kraft schöpfen geht?» Diese Frage höre ich im Selbstführungscoaching häufig. Und nein, ich habe keine eindeutige Antwort darauf. Vielleicht ist auch die Metapher des Schöpfens irreführend, weil sie einen aktiven und intentionalen Akt impliziert: Zu allen anderen Verpflichtungen müssen wir auch noch Kraft schöpfen. Huch! Ich habe das Aufladen meiner Batterien eher als etwas erlebt, das von selbst geschieht, wenn das Müssen entfällt. Wenn ich einfach jeden Tag tun und lassen darf, was ich will, taut der Parasympathikus wieder auf und das System kann sich regenerieren.
Der Philosoph und Schriftsteller Kieran Setiya bezeichnet es als atelische Aktivitäten. Im Gegensatz zu telischen (zweckgebundenen), sind atelische Tätigkeiten solche, die wir gerne tun, die aber keinem Zweck dienen: Malen, weil es mich glücklich macht und nicht, weil ich Künstlerin werden will; im Garten arbeiten, weil ich meinen Garten liebe und nicht, weil er etwas darstellen soll. Ich bin wahrlich keine Meisterin der atelischen Lebensweise, aber dieses Sabbatical hat mich ein wenig daran schnuppern lassen und meine Batterien konnten sich wieder aufladen.
Fokus überprüfen
Die ersten zweieinhalb Monate war dieses Ziel reine Theorie. Ich war so dankbar für die Ruhe in meinem Kopf, dass ich mich gehütet hätte, über meinen Fokus nachzudenken. Und dann habe ich in der zweitletzten Woche meiner Auszeit an einer «ganzheitlichen Standortbestimmung» teilgenommen. Ich war mir nicht so sicher, ob das eine gute Idee war, weil ich gar keine so rechte Lust hatte, mich mit meiner Perspektive zu beschäftigen. Also bin ich etwas lustlos in dem Seminar gesessen und habe beobachtet, was die Fragen und Übungen bei mir bewirken. Und siehe da, am letzten Tag hat sich ein inneres Bild gezeigt, wo ich für meine letzten Berufsjahre den Schwerpunkt setzen will. Keine Angst, ich ziehe mich nicht aus der Beratung zurück, um mich in der atelischen Lebensweise zu üben. Aber ich werde mich neben meiner Beratungs- und Dozententätigkeit vermehrt meinen eigenen «Forschungs- und Entwicklungsprojekten» widmen, mit dem Ziel, einen Teil meiner Erfahrung gebündelt und aufbereitet weiter geben zu können.
Fazit
Vermutlich werde ich den Wiedereinstieg nach drei Monaten als grobe Freiheitsberaubung empfinden. Aber gleichzeitig freue mich darauf, mich gestärkt wieder auf meine Mandate einzulassen, mich in unserem Team auszutauschen und neue Angebote zu kreieren.
Ich danke allen, die dazu beigetragen haben, dass diese Auszeit möglich wurde: Meinem Team für das Entgegenkommen und die Flexibilität, meinen KundInnen für das Verständnis und die Geduld und meinen Liebsten für die wertvolle Zeit.
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